Lauftext

Quer durch die Worte kommen Reste von Licht. (Franz Kafka)

Liebe Sabrina S.,

vielen Dank für Ihre freundliche Anfrage zu meinem Gedicht Klartext. Ich freue mich, daß Sie sich, vielleicht ja auch über die Schule hinaus, mit zeitgenössischer Lyrik beschäftigen wollen. Sie wissen vermutlich, daß Autoren nur ungern Eigenkommentare zu ihren Werken abgeben. Nicht nur aus Bequemlichkeit, sondern vor allem aus Sorge, daß der Leser sich die Chance seines ureigenen Verständnisses nehmen läßt. Denn auch der Autor kann nicht voll ermessen, welche Fülle an Assoziationen die von ihm gewählten Wörter auslösen.

Aber keine Sorge. ich will mich nicht drücken, fände es aber reizvoller, wenn Sie mir zuvor ein paar Sätze darüber schrieben, weshalb Sie dieses Gedicht in Konkurrenz zu vielen anderen angesprochen hat. Falls Sie auch konkrete Fragen zu einzelnen Begriffen oder Zeilen haben: bitte stellen Sie sie.

Für mein Gedicht ist es natürlich ein Kompliment, daß Sie es als „passend für die Gegenwart“ erachten. Immerhin ist es schon über 25 Jahre alt. Hierzu ein Beispiel: Das Wort Entlaubung ist damals von mir vor dem Hintergrund des Vietnam-Kriegs gewählt worden. Die Amerikaner hatte Napalm–Bomben eingesetzt, um die in den dichten Wäldern versteckten Vietcong ausfindig zu machen. Es ging (mir) ein wenig darum, die verlorene poetische Unschuld eines entblätterten Herbstbaumes wiederzugewinnen.

Ich will Ihnen also gerne in einem zweiten Schritt, falls Sie daran interessiert sind, weiteres sagen zum Gesamttenor des Gedichts wie auch zu den Einzelheiten.

Freundliche Grüße

von Heiner Feldhoff

 

zurück