Am Denkmal des bekannten Soldaten
Und doch beschreibt man den Krieg
am besten mit der Stille
das Morgengrauen
mit dem Mittagslicht
am 14. oder 20. Juli
den Verwundeten als Verwunderten
frühere Friedensgedichte
waren Beschreibungen des Gemetzels
beschrieben das Kriegsgeschrei
Röcheln der Sterbenden
und doch sollte man das Blut
mit dem Wein beschreiben
den strategisch wichtigen Hügel
mit dem blumensanften Tal
die Todeskälte im jungen Sommer
den Legendären mit dem Gemeinen
die anschaulichste
Beschreibung des Helden
ist die Beschreibung des Feiglings
der ruhig aus dem Hinterhalt
den Helden niederknallt
die Beschreibung der Mutter Marceau
seine letzte Botschaft in den Händen
die knappe Notiz Generationen später
im „Petit Larousse“
langweilige
lichtflimmernde Engelsgeduld
bei der Beschreibung des friedlichen Waldhofs
dient der Beschreibung
des Höchsten durch das Niedrigste
das Sehen der ascheweißen Wolke
über dem nahen Waffendepot
Anwesenheit
eines Denkmals
ist Friedensgedicht genug
heute
geschrieben in Erinnerung an den polnischen Lyriker Tadeus Rózewicz
Aus: Die Notwendigkeit, bibbernd zusammenzurücken, 1984